Destroyer

Ein dunkler Thriller voller Kraft


FilmClicks:
Kaum wiederzuerkennen: Hollywood-Diva Nicole Kidman als vom Leben ramponierte Polizistin © Filmladen
GESAMTEINDRUCK: „Destroyer“ ist ein raues Thriller-Drama über Mord, Schuld und Sühne, in dem eine großartige Nicole Kidman die härteste Rolle ihres Lebens spielt.
 
DIE STORY: Die Polizistin Erin Bell (Nicole Kidman) ist eine gebrochene Frau, seitdem sie vor 17 Jahren an einem Undercover-Einsatz teilnahm, bei dem ihr Kollege Chris (Sebastian Stan) ums Leben kam und auch sonst alles schiefging. Ein aktueller Mord in Los Angeles weckt in Erin die Erinnerung an dieses Fiasko – und der Fall weckt auch ihre Ermittler-Instinkte. Die Einzelgängerin macht sich auf die Suche nach einem Gangster namens Silas (Toby Kebbell), der damals in die Angelegenheit verwickelt war.

Mehr als nur Kollegen: Die Undercover Cops Chris (Sebastian Stan) und Erin (Nicole Kidman) © Filmladen

DIE STARS: Nicole Kidman hat 2017 rund um ihren 50. Geburtstag einen optischen Stilwechsel vorgenommen: Weg von ihrer püppchenhaften Ausstrahlung mit erstarrter Mimik – hin zu einer natürlichen Schönheit, in der auch Falten ihr Gesicht zieren dürfen. Seitdem spielt die Hollywood-Diva herbere Rollen, und die Detektivin Erin Bell, für die sie mit einer Golden-Globe-Nominierung geehrt wurde, verdient einen Superlativ: So zerstört und gleichzeitig so eindrucksvoll wie in „Destroyer“ hat man die Kidman noch selten auf der Leinwand gesehen.
Die Australierin steht hier so eindeutig im Mittelpunkt, dass ihre Mitspieler, von Sebastian Stan („Avengers“) bis Toby Kebbell („Fantastic Four“) vor allem als hochklassige Stichwortgeber gefragt sind. Als Regisseurin ist Karyn Kusama an Bord; eine der führenden Indie-Filmemacherinnen der USA. Ihr Spezialität: Starke Frauenfiguren.

Ein Film voller Rückblenden: Die junge Erin (Kidman) mit Töchterchen Shelby © Filmladen

DIE KRITIK: Graue Haare, ein zerfurchtes Gesicht und ein leerer Blick: Nicole Kidman stapft in „Destroyer“ mit der Aura einer Leiche auf Urlaub durchs Geschehen. Der berufliche Ehrgeiz der Polizistin Erin Bell ist längst einer abweisenden (und abwesenden) Routine gewichen. Ihr Privatleben ist kaputt. Von ihrem Mann hat sich Erin getrennt. Ihr Verhältnis zur 16-jährigen Tochter Shelby (Jade Pettyjohn) ist mit dem Wort problematisch noch vornehm umschrieben.
Doch der aktuelle Fall, der Erin an ihr seinerzeitiges Undercover-Fiasko zurückdenken lässt, der lässt zugleich etwas erwachen in dieser vom Alkohol gezeichneten Frau. Ein gefärbter 100-Dollar-Schein, der aus einem Banküberfall stammt, weckt ihre detektivischen Instinkte. Erin war damals als eingeschleuste Ermittlerin bei dem Raub dabei, der wenig Beute brachte, weil die Banker den Gangstern außer Dollarnoten auch ein Farb-Alarmpaket  einpackten. Erin hat mit dem damaligen Gangsterboss Silas erkennbar noch eine Rechnung offen. Und sie setzt alles daran, ihn zu finden.
Regisseurin Karyn Kusama legt in klug getimten Rückblenden Stück für Stück frei, was damals geschah, Man versteht von einer Episode zur nächsten immer besser, was Erin widerfuhr und warum der Undercover-Einsatz solch zerstörerische Spuren in ihr hinterließ. „Destroyer“ ist ein knallharter Thriller, der massiv von Rache-Gedanken vorangetrieben wird. Doch das Werk ist nicht einfach eine weibliche Variante von Selbstjustiz-Dramen wie „Ein Mann sieht rot“. Themen wie Schuld und Verantwortung spielen eine wichtige Rolle.
Nicole Kidman zeigt mit diesem Porträt einer gepeinigten Frau, das so überhaupt nichts mit ihrer gewohnten Glamour-Aura zu tun hat, welch herausragende Schauspielerin sie sein kann. Sie wirkt in jeder Szene, in jeder Gemütsregung vollkommen authentisch. Von tiefem Lebens-Überdruss kann diese Erin in der Sekunde umschalten zur Jägerin, zur eisenharten Ermittlerin oder zur melancholischen Mutter, die alles dafür geben würde, das Verhältnis zu ihrer Teenie-Tochter zu reparieren.
Allein schon wegen Nicole Kidman ist „Destroyer“ also den Kinobesuch wert. Doch auch das Drumherum besitzt gediegene Qualität – vom feinen Ensemble über die stimmige Regie bis zur fintenreichen Story, die das Geschehen mit verblüffenden Wendungen immer wieder in eine neue Richtung lenkt.
 
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, die Lust auf ein dunkles Drama mit einer herausragenden Nicole Kidman haben. 







Trailer
LÄNGE: 122 min
PRODUKTION: USA 2018
KINOSTART Ö: 22.03.2019
REGIE:  Karyn Kusama
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Nicole Kidman: Erin Bell
Sebastian Stan: Chris
Toby Kebbell: Silas
Tatiana Maslany: Petra