Der grosse Trip - Wild

Der Weg ist das Ziel


FilmClicks:
„Der große Trip – Wild“: Reese Witherspoon verlässt auf ihrem einsamen Weg die Zivilisation © 2015 20th CenturyFox
DIE STORY: Reese Witherspoon spielt in „Der große Trip – Wild“ eine Frau, die einen ungewöhnlichen Weg nimmt, um ihr ramponiertes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Sie will zwecks innerer Einkehr eine große Wanderung machen. Rund 1.600 Kilometer weit. Ganz allein. Über den mal wüstenhaften, mal gebirgigen Pacific Crest Trail im Westen der USA.
Die Wanderin namens Cheryl Strayed hat keinerlei Erfahrungen mit langen Expeditionen zu Fuß. Also lernt sie erst unterwegs, auf welches Wagnis sie sich eingelassen hat. Die Einsamkeit auf dem Trail, der die Zivilisation weiträumig umkurvt, ist noch das geringste Problem.
Die Geräusche der Nacht machen ihr  Angst. Die Versorgung mit Essen und mit Wasser kann zum ernsten Problem werden. Mal rasselt eine Klapperschlange auf dem Pfad, mal ist der Pfad gar nicht mehr vorhanden – Klettern oder Schneestapfen sind angesagt. Doch am bedrohlichsten kann die Begegnung mit sonderlichen Menschen (besser gesagt: Männern) wirken, die diese abgelegene Welt durchstreifen.

Unangenehme Begegnung in der Wildnis: Was haben die Männer vor? © 2015 20th Century Fox

DIE STARS: Hollywood-Star Reese Witherspoon („Natürlich blond“, Oscar für  „Walk The Line“) ist nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Produzentin  von „Der große Trip – Wild“. Sie sicherte sich die Filmrechte des autobiografischen Romans von Cheryl Strayed,  die sie nun auf der Leinwand verkörpert. Laura Dern, die durch die David-Lynch-Filme „Blue Velvet“ und „Wild At Heart“ berühmt wurde, spielt die Mutter der Wanderin.
Fürs Drehbuch holte man einen der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit an Bord: Den Engländer Nick Hornby („Fever Pitch“, „High Fidelity“, „About A Boy“). Mit dem Kanadier Jean-Marc Vallée führt ein sehr prominenter Filmemacher Regie. Vallée erhielt 2014 für das grandiose AIDS-Drama „Dallas Buyers Club“ eine Oscar-Nominierung.
 
DIE KRITIK: Die ersten Schritte durch die Wildnis erinnern an einen Kreuzweg. „Mein Gott, was habe ich nur getan“, stammelt Reese Witherspoon als Wander-Novizin Cheryl Strayed, wenn sie ihren Weg von Südkalifornien bis hinauf nach Oregon beginnt.
Zuvor ist man im Kinosessel Zeuge einer grotesken Pantomime, in der Reese/Cheryl den Versuch unternimmt, ihr Rucksack-Monster zu stemmen, das gefühlt nach 100 Kilo Gewicht ausschaut.
Danach sieht man, wie die Frau, die Gebrauchsanleitung in der Hand, erstmals ihr Zelt aufbaut, das ihr in den kommenden 90 Nächten  als Behausung dient. Als das Zelt steht und Cheryl liegt, beginnen die Nacht-Geräusche der Prärie. „Ich habe keine Angst“, flüstert sie sich zu. Und steht am nächsten Tag schon wieder vor einem neuen Problem. Weil sie den falschen Treibstoff für ihren Camping-Kocher einpackte, ist bei ihr im Sinne des Wortes der Ofen aus. Statt warmer Suppe und Kaffee gibt’s jetzt nur Nüsse und kalten Brei.
Kurzum: „Der große Trip – Wild“ wird in jeder Hinsicht rasch zum Abenteuer, dem man sich nicht entziehen kann (und mag). Einerseits wegen der vielen Herausforderungen, denen sich die einsame Reisende stellen muss. Andererseits aber auch wegen der filmischen Qualitäten der Produktion.

Zu viel Gepäck: Cheryl (Resse Witherspoon) bekommt ein paar gute Tipps © 2015 20th Century Fox

Das liegt nicht nur an Reese Witherspoon, die den Mut, die Ängste und die Zerrissenheit ihrer Cheryl so resolut auf die Leinwand zaubert, dass man ihr stundenlang zuschauen könnte. Auch Buch und Regie sind wie aus einem Guss.
Das Skript sorgt mit zahlreichen, perfekt platzierten Rückblenden dafür, dass der Film viel, viel mehr wird als eine One-Woman-Show. Regisseur Jean-Marc Vallée nutzt diese Rückblenden dazu, noch mehr Facetten seiner Hauptfigur zu zeigen.
Er porträtiert die in ihre Mutter (Laura Dern) regelrecht verliebte Cheryl, die an der Krebserkrankung und dem frühen Tod der Mama fast zerbricht.  Und die dann ziellos-zielstrebig den Weg zur Selbstzerstörung geht. Mit der Trennung von ihrem Mann, mit zu viel wahllosem Sex und mit der Bereitschaft, sich durch die Heroinspritze stundenweise Beruhigung zu verschaffen.
Besser Frischluft als Suchtgift: Cheryl zieht sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Und der Film zeigt, wie das Wandern den getrübten Blick seiner Protagonistin ganz langsam wieder klarer werden lässt.
So verkündet „Der große Trip – Wild“ im Kino eine Erkenntnis, die schon viele Reisende auf ihren kleinen oder großen Expeditionen gemacht haben: Die Bewegung, das Unterwegs-Sein, kann eine äußerst heilende Wirkung auf den Menschen haben. Wenn man jeden Tag aufbricht, ohne an einem vertrauten Ort anzukommen, dann beschäftigt einen das so, dass keine Zeit mehr bleibt, sich groß um die seelischen Wehwehchen des Alltags zu kümmern. Mit der möglichen Folge, dass die Neurosen einfach verschwinden.
Unterm Strich erzählt dieses ungewöhnliche Road Movie davon, wie gut es der Seele tut, wenn man den Weg zum Ziel macht. Und hat man das Ziel dann schlussendlich doch erreicht, stehen viele neue Möglichkeiten offen.
 
IDEAL FÜR: reiselustige Zeitgenossen (und jene, die es noch werden wollen), die sich nur zu gern dazu anregen lassen, mal wieder auf große Fahrt zu gehen.






Trailer
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 16.01.2015
REGIE:  Jean-Marc Vallée
GENRE: Abenteuer|Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Reese Witherspoon: Cheryl Strayed
Laura Dern: Bobbi
Thomas Sadoski: Paul
Gaby Hoffmann: Aimee