Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Ein Leben voller Abenteuer


FilmClicks:
Auf geht's: Der Hundertjährige (Robert Gustafsson) steigt aus dem Fenster © Filmladen
DIE STORY: Der Titel „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ liefert schon eine präzise Inhaltsangabe. Allan Karlsson (Robert Gustafsson) will sich an seinem 100. Geburtstag nicht feiern lassen. Er verschwindet durchs Fenster und stolpert in ein neues Leben voller Abenteuer. Erst wird er wider Willen der Besitzer von einem Koffer voller Geld. Dann heften sich Gangster an seine Fersen, die aber nach und nach teils sehr skurril ums Leben kommen. Denn Allan hat einen Deal mit höheren Mächten. Er hat nicht nur eine schwere Kindheit, das sowjetische Gulag und Begegnungen mit Stalin sowie Franco überlebt. Allan stößt in seinem neuen Leben auf treue Freunde, die ihn immer verteidigen, wenn es brenzlig wird. 

DIE STARS: Nicht ein einziger und das ist gut so. Natürlich ist Robert Gustafsson ein Star in seiner schwedischen Heimat. Aber bei uns kennt ihn so gut wie niemand. Es wäre auch alles andere als passend, wenn Tom Hanks seine Nase ins Bild halten würde. Die Geschichte ist derart verrückt und rasant erzählt, dass man bekannte Gesichter überhaupt nicht vermisst.

DIE KRITIK: Literaturverfilmungen gehen sehr oft schief. Richtig schief. Und zwar, weil die Filmemacher unbedingt den Geist der Vorlage erhalten wollen und nicht bereit sind, nach der Devise „kill your darlings“ zu verfahren. Regisseur Felix Herngren dagegen hat alles richtig gemacht. Er hat ungefähr die Hälfte der saukomischen Einfälle des Bestsellers von Jonas Jonasson gestrichen, weil ansonsten der Film entweder sechs Stunden lang geworden wäre oder alles im Eiltempo erzählt worden wäre. Und das passt beim besten Willen nun mal nicht zu einem Mann, der ein Jahrhundert gelebt hat. Der Geist des Buches jedoch, der findet sich zum Glück auch auf der Leinwand wieder.
Herngren kann natürlich auf eine starke Vorlage zurückgreifen. Hauptfigur Allan Karlsson ist ein Mann, der so viele Dinge erlebt hat wie wohl kaum anderer Mensch in der Literatur der letzten Jahrzehnte. Dieser Allan ist in Buch und Film niemand, der von sich aus die Dinge vorantreiben würde - er reagiert stets, das aber genial. Schon als Kind ist er ein eigenartiger Kerl, der nur eines möchte: Gegenstände in die Luft jagen.
Diese Leidenschaft wird ihn sein Leben lang begleiten. Sie wird ihm Opfer abverlangen, da er mit jungen Jahren in die Psychiatrie muss. Sie wird ihm aber auch das Leben retten. Das Verblüffende am „Hundertjährigen…“ ist, mit welcher Leichtigkeit Herngren die beiden Stränge zusammenbringt. Auf der einen Seite die Geschehnisse der heutigen Zeit. Allan Karlsson mit seinen Getreuen auf der Flucht vor saudummen Gangstern. Und zwischendurch immer wieder die Einschübe aus Allans Leben. So ganz nebenbei und völlig selbstverständlich wird erzählt, wie Karlsson (ein bisschen erinnert es an „Forrest Gump) von einer Situation in die nächste stolpert, wie er reihenweise berühmte Personen trifft und diese erst verblüfft und dann zumeist verstört.
Idealerweise – aber das wird sich bei den Fans des Romans nicht mehr machen lassen – sollte man erst den Film sehen und dann entweder das wunderbare Buch (quasi als directors cut) lesen oder das fabelhafte Hörbuch mit Otto Sander hören.

IDEAL FÜR: für alle, die sich im Kino gern überraschen lassen  und ein Faible für Zeitgeschichte haben.






Trailer
Interview
„Der Hundertjährige“ im Film: „Unser Humor kommt unerwartet um die Ecke“
Der schwedische Regisseur Felix Herngren hat den Bestseller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ verfilmt. Im FilmClicks-Interview berichtet er über das Projekt. Mehr...
LÄNGE: 114 min
PRODUKTION: Schweden 2014
KINOSTART Ö: 21.03.2014
REGIE:  Felix Herngren
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Robert Gustafsson: Allan Karlsson
Iwar Wiklander: Julius