Atomic Blonde

(K)ein Tanz auf dem Vulkan


FilmClicks:
„Atomic Blonde“: Charlize Theron als eiskalte Action-Heldin © Universal
DIE STORY: Im Spionage-Actioner „Atomic Blonde“ wird die englische Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) im November 1989 ins damals noch geteilte Berlin geschickt. Einer ihrer Kollegen ist tot. Und es geht die Legende um, dass in der Stadt eine Liste aller dort tätigen Geheimdienst-Mitarbeiter herumschwirrt, die nicht in die falschen Hände geraten darf.
Jede Menge Arbeit also für Lorraine, die es wie ihre männlichen Kollegen hält. Es wird viel gesoffen, ordentlich zugehauen. Und Gefangene werden nur im Notfall gemacht.

Charlize Theron ist die Chefin - James McAvoy der Assistent © Universal

DIE STARS: Es ist „Atomic Blonde“ deutlich anzusehen, dass dieser Stoff für den Hollywood-Star Charlize Theron entwickelt wurde. Sie allein dominiert den Action-Albtraum mit extrem kühler 80er-Jahre-Optik. Theron ist immer eine Spur zu schick gekleidet, hat ständig den passenden Spruch auf den Lippen und haut generell stärker zu, als es die Männer im Film machen können.
Man kann es nicht anders sagen. Theron macht im Film eine sehr gute Figur. Ob sie der Figur jenseits der schier endlosen Prügeleien noch mehr emotionale Dichte mitgeben hätte können, wird man wohl nie erfahren. Hier geht es um die Installation der Frauen-Power schlechthin. Charlize Theron hat in „Atomic Blonde“ ohne Frage die mit Abstand größten Eier.
James McAvoy an ihrer Seite ist das, was im Action-Kino früher mal die Mädels waren. Leicht nervend, immer over the top. Aber letztendlich nicht in der Lage, der Heldin das Wasser zu reichen. In kleineren Rollen tauchen deutsche Stars wie Til Schweiger auf, die nette Momente haben.

Auch für Til Schweiger findet sich im Berlin-Thriller ein Platz © Universal

DIE KRITIK: „Atomic Blonde“ hätte wirklich großes Kino werden können, von dem Action-Liebhaber schwärmen und nicht fertig werden, es zu loben. Aber dafür hat dieser Film einfach den falschen Regisseur: David Leitch. Der war früher mal Stuntman u.a. für Brad Pitt. Dann fühlte er sich zur Regie berufen und inszenierte das unsägliche Action-Gewitter „John Wick“.
Nun taucht er mit „Atomic Blonde“ tief in die späten 80er Jahre in Berlin ein. Damals einer der schillerndsten Plätze der Welt. Dort starb ein Staat, ein neuer entstand. Es waren alle Geheimdienste vor Ort und versuchten, das Morgen zu organisieren, sich die besten Leute der anderen Seite zu besorgen. Von all dieser Fiebrigkeit, dem Tanzen auf dem Vulkan und dem Verlust eines Systems merkt man exakt nichts.
„Atomic Blonde“ hat einige ganz starke Momente, die immer mit Charlize Theron zu tun haben. Wenn sie sich durch Räume und Treppenhäuser prügelt, dann hat das eine atemberaubende Körperlichkeit. Man merkt, dass Theron so wenig wie möglich an die Stunt-Abteilung abgegeben hat. Hier schlägt die Chefin noch selbst zu. Alles faszinierend anzuschauen, aber leider keine abendfüllende Veranstaltung.
Regisseur Leitch hätte ruhig mal woanders klauen sollen. Vielleicht ein paar Ideen beim Spionage-Altmeister John LeCarré. Oder –  warum denn nicht – beim DDR-Drama „Das Leben der Anderen”. Dort drückte man dem großartigen Stasi-Agenten Ulrich Mühe deutlich länger die Daumen als irgendeiner Figur bei „Atomic Blonde“.
In dem neuen Berlin-Reißer werden ständig werden Figuren eingeführt oder sie wechseln die Seiten, so dass man gegen Ende nur noch grob eine Ahnung davon hat, wer hier überhaupt gegen wen kämpft. Um ehrlich zu sein, interessiert es auch nicht. 
Der Film sollte in erster Linie schick aussehen. Das tut er. Er sollte gut klingen. Klappt auch. Von Nena bis zu New Order sind im Soundtrack viele der üblichen Verdächtigen vertreten. „Atomic Blonde“ unterhält auch leidlich. Aber aus fast jeder Szene schreit: Es hätte viel mehr daraus werden können als knapp zwei Stunden Popcorn-Kino, die man am nächsten Tag schon wieder vergessen hat.
 
IDEAL FÜR: Fans von Charlize Theron, die den Star im Dauer-Kampf-Modus sehen wollen.






Trailer
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 24.08.2017
REGIE:  David Leitch
GENRE: Action|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Til Schweiger: Der Uhrmacher
James McAvoy: David Percival
John Goodman: Emmett Kurzfeld
Charlize Theron: Lorraine Broughton
Sofia Boutella: Delphine Lassalle