Amour Fou

Die Liebe und der Tod


FilmClicks:
„Amour Fou": Birte Schnöink (Henriette) und Christian Friedel (Heinrich) © Stadtkino Verleih
DIE STORY: „Amour Fou“ ist der neue Film der Wienerin Jessica Hausner, die zuletzt mit dem Glaubens-Drama: „Lourdes“ international Furore machte. Der Plot: Der deutsche Dichter Heinrich von Kleist hat irgendwie keine rechte Lust am Leben. 1811 geht er freiwillig, durch die eigene Hand, in den Tod, aber er will es nicht allein tun. Kleist ist überzeugt, durch die Liebe den Tod zu überwinden, weshalb er sich eine Gefährtin für das Sterben sucht.
So recht will aber niemand in seinem Umfeld dem Aufruf, gemeinsam zu sterben, Folge leisten. Doch dann findet Heinrich (Christian Friedel) in Henriette Vogel (Birte Schnöink) eine junge Frau, die einwilligt. Sie tut dies deshalb, weil sie glaubt, unheilbar krank zu sein (sie war es nicht, wie sich später herausstellte). Der Tag des gemeinsamen Todes von Heinrich und Henriette rückt unaufhaltsam näher.
 
DIE STARS: Die deutschen Schauspieler Birte Schnöink (als Henriette) und Christian Friedel (als Heinrich) dominieren einen Gutteil der Handlung und spielen ihre Rollen im vorbiedermeierartigen Dekor ganz ausgezeichnet und mit dem trockenen Charme, den die Zeit der Romantik besaß.
In weiteren Rollen von Jessica Hausners neuem Spielfilm sind etwa Stephan Grossmann und Sandra Hüller zu sehen. Ein Star hinter der Kamera: Martin Gschlacht, Österreichs derzeit prominentester und bestbeschäftigter Kameramann, sorgte für die statischen, penibel gerahmten und aufgeräumten Bilder.
 
DIE KRITIK: Vorweg: „Amour Fou“ von Jessica Hausner folgt (gottlob) keinerlei Konventionen des gängigen Erzählkinos, sonst wäre aus diesem Plot vermutlich eine haarsträubende Schmonzette ersten Ranges geworden. Stattdessen serviert Hausner unter der Bezeichnung „Romantische Komödie“ eine groteske, in sich geradezu freche Variante dieses Genres, in der es mehr um die Unwegsamkeiten geht, die amouröse Verstrickungen parat halten, als um die Liebe selbst.
Die grandios agierenden Protagonisten staksen also durch ein beinahe befremdlich anmutendes, starres Dekor voller gemusterter Tapeten, nehmen an redundanten Liederabenden teil und geraten beim Wort-Duell über den eigenen Freitod rasch ins Philosophieren. Hausner hat, so berichtet sie im Filmclicks-Gespräch, auch lange Zeit recherchiert, um die Tonalität der damaligen Sprache und der Umgangsformen präzise zu erforschen. Das ist ihr mit Bravour gelungen.
Hausners streng durchkomponiertes filmisches Konzept erlaubt es zudem, dass sich die Handlung in eine durchwegs komische Richtung entwickeln kann. Zugleich wird hier niemand allzu emotional, außer in seinem sprachlichen Ausdruck. Mit viel Gespür fängt Hausner die Bedürfnisse ihrer Protagonisten ein, die allesamt die Liebe suchen, und sei sie nur im Tod zu erlangen.
 
IDEAL FÜR: Fans des österreichischen Films. Sie bekommen hier ein Meisterwerk zu sehen!






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Österreich / Deutschland / Luxemburg 2014
KINOSTART Ö: 07.11.2014
REGIE:  Jessica Hausner
GENRE: Drama


BESETZUNG
Christian Friedel: Heinrich
Birte Schnöink: Henriette

Interview
„Liebe ist eine Behauptung“
Die Wiener Regisseurin Jessica Hausner („Lourdes“) spricht im FilmClicks-Interview über ihren neuen Film „Amour Fou“, in dem es – anhand des Freitods des Dichters Heinrich von Kleist – um Liebe und (Doppel-)Selbstmord geht. Mehr...