Aimer, Boire et Chanter

Wein, Weib und Gesang


FilmClicks:
„Aimer, boire et chanter“: Caroline Sihol, Sandrine Kiberlain & Sabine Azéma (v. l.) © Stadtkino Wien
DIE STORY: „Aimer, boire et chanter“ ist der letzte Film des großen Regisseurs Alain Resnais, der am 1. März 2014 im Alter von 91 Jahren starb. Der Tod ist auch ein wichtiges Thema des melancholisch-witzigen Dramas:  Das Lebensgefühl von drei Paaren gerät aus den Fugen, als sie erfahren, dass ein gemeinsamer Freund, ein gewisser George Riley, an Krebs erkrankt ist und nur noch ein paar Monate zu leben hat. Während die Männer schon zu dessen Lebzeiten ergriffen um ihren Freund trauern, stellt sich heraus, dass alle drei Damen für Riley mehr empfanden als nur Sympathie. Denn der offenkundig charismatische Mann liebte Wein, Weib und Gesang - und er war ein Mann, den die Frauen liebten.
„Wein, Weib und Gesang“ heißt auch ein (hier oft zu hörender) Walzer von Johann Strauß, dessen französischer Name dem Film den Titel gab: „Aimer, boire et chanter“. Auf Englisch kommt die Produktion allerdings als „Life of Riley“ in die Kinos: Alain Resnais‘ letztes Werk  ist eine Verfilmung der gleichnamigen Tragikomödie des britischen Dramatikers Alan Ayckbourn.
   
Am Set: Der große Alain Resnais beim Dreh seines letzten Films © Stadtkino Wien

DIE STARS: Der große Star von „Aimer, boire et chanter“ ist natürlich Regisseur Resnais. Der Pariser, Jahrgang 1922, landete 1959 gleich mit seinem ersten Film einen Welterfolg: „Hiroshima, mon amour“. Es folgten Werke wie „Letztes Jahr in Marienbad“ (1961), „Mein Onkel aus Amerika“ (1980),  „Mélo“ (1986), „Smoking / No Smoking“ (1993) oder „On connait la chanson“ (1997), die Resnais‘ Ruf festigten, einer der führenden Filmkünstler des 20. Jahrhunderts zu sein. In seinem letzten Film stützte sich Resnais auf  ein bewährtes Stamm-Ensemble mit Stars wie Hippolyte Girardot oder seiner Ehefrau Sabine Azéma.  Die viel beschäftigte Sandrine Kiberlain (aktuell auch in „Violette“ und „Große Jungs“ zu sehen) ist ebenfalls dabei.
 
DIE KRITIK: Im Februar, wenige Wochen vor seinem Tod, wurde Alain Resnais für sein Alterswerk „Aimer, boire et chanter“ bei der Berlinale noch mit dem Alfred-Bauer-Preis bedacht – eine Auszeichnung für Filme, die neue Perspektiven eröffnen.
Diese Würdigung war ein wenig wunderlich, denn um neue Perspektiven geht es im letzten Resnais-Film definitiv nicht. Diese Hymne auf Wein, Wein und Gesang (oder, ganz generell: auf das sinnliche Leben) macht gar kein Hehl daraus, dass sie nichts anderes sein will als verfilmtes Theater. Die Aufnahmen fanden zu 99 Prozent im Studio statt, und wie in Ayckbourns Stück gibt es nur vier Schauplätze: Gärten, die den einzelnen Figuren zugeordnet sind. Der Theater-Charakter des Projekts wird noch dadurch verstärkt, dass Resnais auf aufwendige Bauten verzichtete. Bemalte Textilvorhänge reichen aus, um die Gärten zu definieren.    
In dieser kargen Kulisse entwickelt sich ein Fest für Schauspieler, in dem – wiederum wie am Theater – die Worte wichtiger sind als die Bilder. In den geschliffenen Szenen des Autors Alan Ayckbourn geht es um die Liebe und was von ihr übrigbleibt, um geheime Sehnsüchte, großes Begehren und Eifersüchteleien.  Die Paare haben kunstvolle Heile-Welt-Fassaden errichtet, hinter denen freilich so manche Lebenslüge verborgen ist.
Der Clou am Stück wie am Film: Der kranke Frauenfreund George Riley, um den sich doch alles dreht, kommt niemals ins Bild. So, wie natürlich auch Regisseur Resnais nie zu sehen ist. Und da drängt sich die Vermutung auf, dieser große alte Mann des Kinos sinniere hier mit der Kamera noch einmal darüber nach, wie das Leben wohl weitergeht, wenn er nicht mehr da ist. „Aimer, boire et chanter“ ist ein sanfter, aber zugleich kräftiger Schluss-Akkord einer formidablen Karriere.
 
IDEAL FÜR: Cineasten, die die Filme von Alain Resnais und das Theater lieben.






Trailer
LÄNGE: 108 min
PRODUKTION: Frankreich 2013
KINOSTART Ö: 04.07.2014
REGIE:  Alain Resnais
GENRE: Drama|Komödie


BESETZUNG
Sabine Azéma: Kathryn
Hippolyte Girardot: Colin
Caroline Sihol: Tamara
Michel Vuillermoz: Jack
Sandrine Kiberlain: Monica
André Dussollier: Simeon