A Most Wanted Man

Philip Seymour Hoffman brilliert in seiner letzten großen Rolle


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„A Most Wanted Man“: Herbert Grönemeyer, Nina Hoss und Philip Seymour Hoffman in geheimer Mission © Senator Film
DIE STORY: Der Spionage-Thriller „A Most Wanted Man“ ist der letzte große Film des im Februar verstorbenen Philip Seymour Hoffman. Der Schauplatz: Hamburg. Die Vorlage: John Le Carrés Bestseller „Marionetten“. Philip Seymour Hoffman spielt den deutschen Agenten Günther Bachmann, der nach muslimischen Terroristen und deren Hintermännern sucht.
Agent Bachmann ist auf der Fährte des muslimischen Wohltäters Dr. Abdullah (Homayoun Ershadi), den er verdächtigt, von Hamburg aus Waffenhandel und Terror zu finanzieren. Dann landet noch ein zweiter, abenteuerlicher Fall auf seinem Schreibtisch. Issa Karpow (Grigori Dobrygin), ein junger tschetschenischer Flüchtling, der erkennbar gefoltert wurde, scheint zugleich ein Millionenerbe zu sein. Das Vermögen stammt angeblich aus schmutzigen Geschäften von Issas russischem Vater.
Auch andere Dienste sind längst aufmerksam geworden auf den jungen Mann. Als man ihn festnehmen will, gelingt Issa und mit seiner Anwältin Annabel (Rachel McAdams) die Flucht. Doch die Juristin lässt sich auf einen Deal mit Bachmann ein, der versichert, dass er Issa für unverdächtig hält. Er möchte das Geld des frommen Tschetschenen einsetzen, um Dr. Abdullah als Terror-Paten zu überführen.

DIE STARS: Wäre Philip Seymour Hoffman noch am Leben, so könnte er sich schon mal auf seine nächste Oscar-Dankesrede vorbereiten. Sein Porträt des Agenten Bachmann ist schlichtweg phänomenal: Dieser Bachmann ist ein zutiefst unglücklicher, zweiflerischer und zugleich zupackender Mann, hinter dessen schroffer, abweisender Art viel Menschlichkeit verborgen ist.
Rachel McAdams modelliert mit großem Höhere-Töchter-Charme die Rolle der idealistischen, menschenrechtsbewegten Anwältin Annabel. Willem Dafoe stattet einen Bankier mit all der eleganten Grandezza aus, die zu den undurchsichtigen Herren des Geldes passt. Im Multi-Kulti-Ensemble glänzen auch Robin Wright und Nina Hoss, Daniel Brühl und Martin Wuttke. In kurzen Auftritten huscht Herbert Grönemeyer, fast unerkennbar mit Anzug und Krawatte, durchs Bild – nebstbei komponierte der Popstar auch den Soundtrack. Grigori Dobrygin gewinnt als verschreckter Flüchtling Issa Karpow viele Sympathien.

Lauschangriff: Philip Seymour Hoffman mit Daniel Brühl und Vicky Krieps © Senator Film

DIE KRITIK: „A Most Wanted Man“: Es sind die Jahre nach 9/11, und die Atmosphäre im deutschen Geheimdienst ist gespannt. Schließlich konnten sich die 9/11-Attentäter um Muhammad Atta in Hamburg unerkannt auf ihre Anschläge vorbereiten. Da sind Fahndungserfolge dringend erforderlich, um die Scharte wieder auszuwetzen.
Der Agent Günther Bachmann agiert nach einem einfachen Prinzip. „Man braucht einen kleinen Fisch, um einen Barrakuda zu fangen“, bellt Philip Seymour Hoffman heraus. „Und man braucht einen Barrakuda, um einen Hai zu fangen.“
Der tschetschenische Flüchtling Issa kommt Bachmann/Hoffman da als Köder gerade recht. Issa hätte allerdings ein Problem damit, sich selbst als Barrakuda zu verstehen:  Der vom Krieg und von der Folter  gepeinigte Mann möchte nur seine Ruhe. Doch da er dieses ominöse millionenschwere Bankkonto besitzt, ist er als Lockvogel bestens geeignet. Und er wird für die Geheimdienstler zur Spielfigur in ihrer Schachpartie, die angeblich dazu dient, „die Welt sicherer zu machen.“ Was für die Beteiligten freilich mit Tod, Verhaftung oder einem Aufenthalt in Guantanamo Bay enden kann.
Die Spannung kommt auf leisen Sohlen daher. Regisseur Anton Corbijn nimmt sich Zeit, um die vielen Handlungsstränge der Story auszulegen, und er gibt den Figuren Raum, ein Eigenleben zu entwickeln. Philip Seymour Hoffman zeigt dabei, wie erwähnt, seine volle Meisterschaft. Er lässt den Agenten Bachmann zwischen Wut und Resignation, zwischen Zynismus und Humanismus dahinschleudern, und er porträtiert ihn zugleich als Mann der Tat.
Bachmann baut mit seiner Assistentin Irna Frey (Nina Hoss) eine perfekte Falle auf, um mit Hilfe des Barrakudas Issa seinen Hai zu fangen. Die Anwältin Annabel überredet Issa, mitzumachen. Der soll zum Dank Asyl in Deutschland erhalten. Seine neuen Papiere sind schon gedruckt.
Alles läuft wie am Schnürchen. Doch Bachmann bleibt unruhig. Denn auch die Amerikaner mischen in dem Fall mit - und sie haben ganz eigene Interessen. Der Film, der still beginnt, läuft auf ein furioses Finale zu.
Fazit: „A Most Wanted Man“ bietet in jeder Hinsicht großes Kino. Mit einer fesselnden Story und mit einer Meisterleistung des wunderbaren Philip Seymour Hoffman. Das Wissen um seinen Tod verleiht dem Film eine Aura der Melancholie.
 
IDEAL FÜR: die Fans von Philip Seymour Hoffman und für die Leser der Spionage-Romane von John Le Carré.






Trailer
LÄNGE: 122 min
PRODUKTION: Deutschland / USA / Großbritannien 2013
KINOSTART Ö: 12.09.2014
REGIE:  Anton Corbijn
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Philip Seymour Hoffman: Günther Bachmann
Grigori Dobrygin: Issa Karpov
Rachel McAdams: Annabel Richter
Robin Wright: Martha Sullivan
Willem Dafoe: Tommy Brue
Nina Hoss: Irna Frey
Herbert Grönemeyer: Michael Axelrod
Daniel Brühl: Maximilian