Vals

Schwer überfrachtete Alpen-Saga


FilmClicks:
Die wunderbare Gerti Drassl spielt die Hauptrolle im Tiroler Bergdrama „Vals“ © Thim Film
DIE STORY: Das Bergdrama „Vals“ ist 1944/45 im Tiroler Valsertal angesiedelt. In einer Zeit also, in der die Menschen gleich doppelt vom Schicksal geprügelt werden: Einerseits durch Weltkrieg und Nazi-Diktatur – andererseits durch die archaischen, knochenharten Lebensverhältnisse, die Lichtjahre entfernt sind vom alpinen Tourismus-Wohlstand unserer Zeit.
Im Zentrum der Geschichte steht die Bauerntochter Rosa (Gerti Drassl), die ein selbstbestimmtes Leben führen will. Doch nicht kann. Ihr Verlobter Hans (Harald Windisch) wird durch den eifersüchtigen Nebenbuhler Peter (Hannes Perkmann), einem fanatischen Nazi, verraten und muss noch kurz vor Kriegsende an die Front – wo er stirbt. Rosas Vater wiederum ist ein Patriarch, der nur in erzkonservativen Kategorien denken kann und alles Moderne ablehnt.
Der Film schildert die raue Existenz der Menschen von Vals, die es in der kargen Natur nicht leicht haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und die nicht nur vom näher rückenden Krieg bedroht werden: Auch Lawinenabgänge und andere Katastrophen machen ihnen zu schaffen.
 
DIE STARS: Die Südtirolerin Gerti Drassl ist eine  Charakterdarstellerin von großer Ausstrahlung und Intensität, die sich nicht nur in Film und Fernsehen einen Namen gemacht hat (2013 erhielt sie den Deutschen Schauspielerpreis für ihre Rolle in Andreas Prochaskas „Das Wunder von Kärnten“).  2002 wurde sie ans Wiener Theater in der Josefstadt engagiert, wo sie zahlreiche große Rollen spielte.
Rund um Drassl agiert ein engagiertes Ensemble, dessen Mitglieder – allein schon des starken Dialekts wegen, der auf der Leinwand gesprochen wird – vorwiegend in Tirol daheim sind oder von dort stammen. Harald Windisch spielte zuletzt im Tiroler Kriegsdrama „Der stille Berg“, Carmen Gratl und Johann Nikolussi waren im Alpen-Western „Das finstere Tal“ zu sehen.
 
DIE KRITIK: Folgt man der Story von „Vals“, wie wir sie oben geschildert haben, so klingt das nach einem realistischen Sozialdrama aus der Bergwelt. Dem ist aber nicht so.
Die Autorin und Regisseurin Anita Lackenberger, die vom Dokumentarfilm kommt, hat ihren ersten Spielfilm mit viel Pathos und mit surrealen Elementen angereichert.
In einem Nebenstrang der Geschichte rückt immer wieder eine Sagengestalt ins Bild, das „salige Fräulein“. Die Dame ist so eine Art Gletschergeist: sie bewohnt unterirdische Eiswelten, in die seltsamerweise auch die Hauptfiguren des Films gelegentlich eintauchen. Alpiner Symbolismus, quasi.
Die Mixtur aus Realismus, hohlem Gefühlsüberschwang und Geisterwelt tut dem Film auf Dauer nicht gut. Die drei Zutaten wollen sich nicht recht vermischen. Bei allem Einsatz und allem Bemühen: Der Film wird holprig und unrund und eiert ein wenig verloren herum. Bei mir machte sich angesichts dieser schwer überfrachteten Alpen-Saga mit zunehmender Dauer immer mehr Ratlosigkeit breit. Und auch Langeweile.

IDEAL FÜR: Menschen aus den Bergen, möglicherweise. Die könnten mehr Bezug zu dieser ungewöhnlichen Geschichte finden als der Rezensent aus der Großstadt im Flachland.   






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: Österreich 2014
KINOSTART Ö: 14.11.2014
REGIE:  Anita Lackenberger
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Gerti Drassl: Rosa
Harald Windisch: Hans
Hannes Perkmann: Peter
Josephine Bloéb: Bernadette
Carmen Gratl: Gertraud