Lady Macbeth

Liebe und Rache


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Bravourös: Die junge Engländerin Florence Pugh imponiert in der Hauptrolle von „Lady Macbeth“ © Polyfilm
DIE STORY: „Lady Macbeth“ erzählt eine packende Liebes- und Rachegeschichte, die Mitte des 19. Jahrhunderts in England spielt. Der Plot: Die junge Katherine wurde dem wesentlich älteren Alexander versprochen. Der lebt mit seinem Vater Boris auf einem stattlichen Anwesen. Als Katherine dort eintrifft, muss sie schnell feststellen, dass ihr Ehemann keinerlei körperliches Interesse an ihr hat. Zwar quält er sie gern. Aber im Bett tut sich nichts.
Als Alexander eine Geschäftsreise antritt, lernt Katherine den Arbeiter Sebastian kennen und beginnt eine Affäre mit ihm. Nach seiner Rückkehr verlangt ihr Gatte, die Liaison zu beenden. Aber Katherine wurde zu lange unterdrückt. Sie will nun ihren eigenen Weg gehen. Wenn es sein muss, auch mit Gewalt.
 
DIE STARS: Bei „Lady Macbeth“ kann man jede Menge neue Talente aus der britischen Szene entdecken. Der Londoner Regisseur William Oldroyd, ein Theater-Spezialist, gibt hier sein Langfilm-Debüt. Paul Hilton, der den ekligen Ehemann Alexander spielt, ist bei uns ebenso unbekannt wie Cosmo Jarvis als Liebhaber Sebastian.
Aber im Zentrum steht, alle und alles überragend, Florence Pugh, die mit traumwandlerischer Geradlinigkeit von der jungen Katherine zur mörderischen Lady Macbeth aufsteigt. Eine irre gute Leistung!

Die Eheleute Katherine (Florence Pugh) und Alexander (Paul Hilton) leben aneinander vorbei © Polyfilm

DIE KRITIK: „Lady Macbeth“ geht zwar zurück auf die klassische Literatur. Aber hier wird  nicht Shakespeare gespielt und man muss auch nicht „Die Lady Macbeth von Mzensk“ kennen, die russische Romanvorlage aus dem Jahr 1865 von Nikolai Leskov.
Dieser kleine fiese Film ist derart intensiv inszeniert, dass man ihn auch ohne Vorbildung schauen und daran seine Freude haben kann. Na ja, Freude ist vielleicht doch etwas zu viel des Guten. Denn hier wird viel gelitten, gequält, gemordet und beim Sterben zugeschaut.
„Lady Macbeth“ entführt in eine Welt, der man selbst als Zuschauer am liebsten nach ein paar Minuten wieder entfliehen möchte. 1865 irgendwo auf dem englischen Lande. Alexander braucht eine Frau und findet sie in der blutjungen Katherine. Die verspricht sich viel vom neuen Leben auf einem großen Anwesen.
Aber Alexander macht ihr schnell klar, dass strenge Regeln gelten. Sie darf das Haus nie verlassen, muss bei Tisch immer als schmückendes Beiwerk sitzen, darf nie etwas sagen. Und vor allem muss sie ihrem Gatten stets zu Willen sein. Der aber lässt Katherine jede Nacht ewig im Schlafzimmer warten. Das höchste Maß an Annäherung. Sie muss sich ausziehen und er onaniert dazu.
Dieses Haus ist ein einziges Gefängnis, das einem schon beim Zusehen den Hals zuschnürt. In einer modernen Gesellschaft wäre Katherine wohl längst geflohen. Aber Mitte des 19. Jahrhunderts?
Katherine findet relativ schnell ihren Weg, mit der Situation umzugehen. Zuerst legt sie sich einen Liebhaber zu und entsorgt - anders kann man es nicht sagen - ihren grausamen Schwiegervater. Dann bekommt auch der Gatte das, was er ihrer Meinung nach verdient hat. Katherine befreit sich so konsequent, wie man das in den letzten Jahren im Kino selten gesehen hat. „Lady Macbeth“ ist ein radikaler Film, der einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird.
 
IDEAL FÜR: Freunde von mörderischen Kammerspielen, die langsam erzählt sind und mit einem Knall enden.






Trailer
LÄNGE: 90 min
PRODUKTION: Großbritannien 2017
KINOSTART Ö: 01.12.2017
REGIE:  William Oldroyd
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Florence Pugh: Katherine
Paul Hilton: Alexander
Cosmo Jarvis: Sebastian